Unsere Orgeln in Romainmôtier
Unsere Gesellschaft besitzt zwei ausserordentliche Orgeln : das von Albert Alain erbaute viermanualige Instrument, und die dreimanualige Orgel, die uns von Luigi Ferdinando Tagliavini geschenkt wurde.
Die erste, welche einzigartige technische und musikalische Eigenschaften besitzt, konnte durch die Manufacture d'Orgues de Saint-Martin (Neuchâtel, Schweiz) einwandfrei restauriert werden.
Mit seinen 4 Manualen, 43 Register und 2395 Pfeifen steht es jetzt im Dachraum der Grange de la Dîme in Romainmôtier, eines der Gebäuden des ehemaligen romanischen Klosters.
Die zweite wurde 1990 von Orgelbau Kuhn AG nach Angaben von L.F. Tagliavini gebaut, und befindet sich jetzt in der St Michelskapelle der Stiftskirche von Romainmôtier.
Vorführungen der Instrumente finden während den schönen Jahreszeiten jeden Sonntag um 16 Uhr statt, an welchen in der Abteikirche ein Konzert gegeben wird (17 Uhr).
Privat- und Gruppenbesuche sind jederzeits willkommen.
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Die sogenannte Alain-Orgel wurde von Albert Alain, Vater von Jehan, Olivier, Marie-Claire und Marie-Odile erbaut. Er arbeitet sein ganzes Leben lang daran, seit 1910, und bewies dabei ein einzigartiges Bastlertalent und eine grosse musikalische Intuition.
Nach seinem Tod im Jahre 1971 war es nicht möglich, das Familienhaus an der Rue de Pologne 46 in Saint-Germain-en-Laye zu behalten. Verschiedene Gesuche der Angehörigen an die Stadt Saint-Germain und an die Kommission für nicht-historische Orgeln wurden abgelehnt.
Eine Hoffnung für eine Lösung dämmerte in Saint-Donat, in der Drôme, wo Marie-Claire Alain jeden Sommer Kurse gab. Die Orgel wurde in Eile durch die Arbeiter der Orgelbaufirma Haerpfer-Ermann auseinandergerissen, Abstrakten mit der Zange geschnitten, Windkanäle aus Papier zerdrückt und weggeworfen, Mechanik zerholzt, alles vor dem Objektiv eines Fotographen !
Das Instrument wurde nach Saint-Donat abtransportiert, wo es elf Jahre lang in unsorgfältigen Aufbewahrungsbedingungen wartete. Während dieser Zeit wurden auch mehrere Teile gestohlen.
Im Frühjahr 1985, während einer denkwürdigen Begegnung in Stuttgart, wo sich ihre Pfade zufällig gekreuzt hatten, schenkte Marie-Claire Alain die Orgel an Guy Bovet, welcher einen Verein gründen wollte und versprach, die Orgel wieder ins Leben zu rufen. Die Reise, in einem Lastwagen der Migros unter Erdbeerkörbchen, fand am 17. April 1985 statt, und das Instrument landete in der Werkstatt der Manufacture d'orgues de Saint-Martin (Neuchâtel), damals noch unter der Leitung des berühmten Orgelbauers Georges Lhôte. Die Jehan-Alain-Gesellschaft wurde 1987 gegründet und machte sich sofort auf die Suche einer Finanzierung der Restaurierung. Daneben musste auch ein idealer Ort zur Aufstellung gefunden werden, und es wurden lange Verhandlungen geführt, um die Orgel dort aufbauen zu dürfen. Es ist ein schöner Dachraum des Gebäudes genannt « Grange (oder Maison) de la Dîme », neben der romanischen Abteikirche von Romainmôtier.
Die Einweihung fand im Juni 1991 statt, und Marie-Claire Alain zeigte sich über die Arbeit der Orgelbauer sehr erfreut. Laut ihr hatten sie der Orgel von Albert Alain eine vollkommene Spielsicherheit verschafft (die sie vielleicht nie gehabt hatte !), und ihren Klangcharakter originalgetreu beibehalten.
Ausser der Mechanik, die zerstört worden war, aber nach den Plänen Albert Alains genau nachgebaut werden konnte, befindet sich jetzt die Orgel in ihrem ursprünglichen Zustand. Drei Ausnahmen jedoch wurden bei der Restaurierung beschlossen und durchgeführt :
- Die kleine Pedal-Solo-Lade, die sich links vom Organisten in einer Nische befand, hätte ein gefährliches Hindernis dargestellt, sowohl fürs Instrument als auch für das Publikum. Sie wurde ins Innere des Gehäuses gebracht. Die Konsequenz ist sehr wahrscheinlich ein kleiner Verlust an Präsenz dieses Teils des Pedals.
- Das Instrument besass nur drei Manualkoppeln II/I, III/I, IV/I, wodurch einige Komplikationen in der Registrierung einiger Werke von Jehan Alain entstand. Es war genug Platz vorhanden, um zwei weitere Koppeln zu bauen (III/II, IV/II) ; hingegen wird es wohl leider nie möglich sein, noch eine Koppel IV/III zuzufügen.
- Nach dem Tode seines Sohns hatte Albert Alain die Orgel mit einem Bombarde-Manual vervollständigt, und hatte dieses neue Werk aufs 3. Manual gelegt, da wo früher dasjenige gespielt wurde, welches Jehan in allen seinen Werken Récit nennt. Er nannte aber dieses Werk Récit, statt Bombarde. Das frühere Récit wurde aufs 4. Manual verlegt, und auf Solo umgetauft.
Obschon diese Änderungen als historisch betrachtet werden können, entstand dadurch ein Durcheinander, besonders wenn man die Werke von Jehan Alain spielte. Einerseits musste man ständig erklären, dass wenn bei Alain Récit stand, das Solo gespielt werden musste, und diejenigen, die das 3. Manual spielten, landeten auf einem Werk, welches Jehan Alain nie gekannt hatte. Ein noch schlimmeres Handicap war, dass man beim Interpretieren der Alain-Werke I-II-IV (statt I-II-III) spielen, und also das 3. Manual überspringen musste.
Wir haben also die Manuale III und IV wieder vertauscht, und das frühere Récit wieder in die 3. Position gelegt ; das neuere Bombardenmanual dafür in die 4. Position, was auch logischer ist, da dieses Manual oft entweder das HW oder das Pedal vervollständigt. Was wir allerdings nicht machen konnten/wollten, war den Werken ihren ursprünglichen Namen zurückzugeben : das Récit von Jehan Alain heisst also immer noch Solo und die Bombarde von Albert immer noch Récit. Wir haben die Registermechanik auch nicht wieder verändert und liessen die Züge, wo Albert sie gebaut hatte : es entsteht dadurch eine gewisse Unordnung in ihrer Position im Bezug auf die Manualanordnung. Allerdings existierte diese Unordnung schon in einem gewissen Masse, wegen den zahlreichen nachträglich von Albert hinzugefügten Register, und für welche am Spieltisch kein logischer Platz mehr existierte.
Disposition der Alain-Orgel
Grand-Orgue I
- Bourdon 16'
- Montre 8'
- Flûte harmonique 8'
- Bourdon 8'
- Prestant 4'
- Fourniture 5 rangs
Positif II
- Salicional 8'
- Cor de nuit 8'
- Gros Nazard 5'1/3
- Flûte douce 4'
- Nasard 2'2/3
- Quarte 2'
- Tierce 1'3/5
- Larigot 1'1/3
- Piccolo 1'
Solo (Réc. von J.A.) III, im Schweller
- Quintaton 16'
- Gambe 8'
- Voix céleste 8'
- Flûte conique 8'
- Salicet 4'
- Flûte octaviante 4'
- Nasard 2'2/3
- Flûte 2'
- Tierce 1'3/5
- Cromorne 8'
- Hautbois 8'
Récit (Bombarde von A.A.) IV, im Schweller
- Principal 8'
- Bourdon 8'
- Prestant 4'
- Quinte 2'2/3
- Doublette 2'
- Tierce 1'3/5
- Plein-jeu 1'
- Bombarde 16'
- Trompette 8'
- Clairon 4'
Pédal (divided C-H/c-f')
- Soubasse 16'
- Basse 8'
- Flûte 4'
- Bourdon 4'
- Principal 2'
- Nazard 1'1/3
- Tierce 4/5'
Koppeln
- Pos/GO
- Réc/GO
- Solo/GO
- Réc/Pos
- Solo/Pos
- Pedalkoppeln GO, Pos, Réc, Solo
Tagliavini-Orgel
Erstes Manual
- Soubasse 16' C-f'
- Montre 16' depuis f#'
- Montre 8' B/D
Zweites Manual
- Bourdon 8' B/D
- Prestant 4' B/D
- Nazard 2'2/3 B/D
- Plein Jeu
Drittes Manual
- Bourdon 8' B/D
- Flûte 4' B/D
- Doublette 2' B/D
- Cornet 4' c' ou c#' à choix
- Régale 8' B/D
Eigenschaften
-
3 Manuale von 5 Oktaven
-
Pedal ständig Koppel I
-
Man-Teilung c’/c#’
-
Schiebekoppeln III-II, II-I
-
Tremulant ganze Orgel
-
Kuh- u. Vogelregister